20.10.2016 in der AHG Klinik Lübstorf
Die Fachtagung wird von der Ärztekammer M-V mit 5 Fortbildungspunkten zertifiziert.
Ein Spiel zu beginnen ist immer zugleich Zeitvertreib und Herausforderung. Eine besondere Art des Spiels ist das Spielen um das Glück und um Geld. Glücksspiele üben oft eine hohe Anziehungskraft aus. Sie können süchtig machen. Wie bei vielen anderen Süchten verläuft auch der Weg zur Spielsucht in nicht klar abgrenzbaren Etappen. So viele gute Seiten das Spielen hat, z. B. spielend zu lernen, so viele negative kann es haben, wenn es ums Geld geht. Ein Sprichwort sagt: Spielen ist keine Kunst, aber das Aufhören. Das gilt ganz besonders für das Glücksspiel.
Süchtige verzocken ihr Gehalt, verschulden sich hoch, verlieren den Job, begehen oft Straftaten, um sich Geld für ihre Sucht zu besorgen. Ihre Familien ziehen sie mit abwärts.
Im Jahr 2013 waren in Deutschland 263.000 Spielautomaten aufgestellt. Seit der Novellierung der Spielordnung in 2006 ist der Ertrag der Automaten um 86% gestiegen. 2013 haben rund 18.800 Glücksspieler/-innen die Angebote der bundesweit 1.320 ambulanten Suchtberatungsstellen in Anspruch genommen. Spieler/-innen an Geldspielautomaten bildeten mit 75,3% mit Abstand die größte Gruppe. (Jahrbuch Sucht 2015)
Spielersperren könnten pathologische Glücksspieler wirksam schützen, aber gerade im Glücksspielbereich mit dem größten Spielsuchtpotenzial, Spielhallen mit Geldspielautomaten, ist die Spielersperre am schlechtesten reguliert: zu kompliziert, zu unkontrolliert oder überhaupt nicht gesetzlich festgeschrieben. Bei der Fachtagung wollen wir viele verschiedene Aspekte im Glücksspielbereich beleuchten.Ort:AHG Klinik Schweriner See, LübstorfZeit:10 .00 Uhr – 16.00 UhrTeilnehmerbeitrag:40 € (inkl. Tagungsverpflegung)Mit der Anmeldung erhalten Sie eine Rechnung zur Überweisung des TN-Beitrages. Mit der fristgemäßen Überweisung der TN-Gebühr gelten Sie als angemeldet.
Anmeldung:
Landesfachstelle Glücksspielsucht MV
c/o LAKOST MV
Margrit Mraz
Lübecker Str. 24 a, 19053 Schwerin
Tel.: 0385/7851560
mraz@lakost-mv.de
Programm
09.30 Uhr Ankommen und Kaffee
10 Uhr
- Begrüßung durch das Ministerium für Arbeit, Gleichstellung und Soziales
Frau Susanne Drückler, Referatsleiterin - Sozialer und medizinischer Arbeitsschutz, Prävention, Sucht - Begrüßung und kurze Vorstellung der AHG Klinik Schweriner See
stellv. Chefärztin Fr. Dr. med. Prösch
10.30 – 12.30 Uhr
- Fakt und Fiktion: Behauptungen der Automatenbranche auf dem Prüfstand.
Dr. phil. Dipl.-Psych. Tobias Hayer, Universität Bremen - Vom Free-to-Play Game in die Glücksspielsucht? - Gaming und Gambling im Fokus der Prävention
Colette See, SUCHT.HAMBURG gGmBH
- Moderne Therapie der Glücksspielsucht
Dr. Volker Premper, AHG Klinik Schweriner See
12.30 – 13.30 Uhr Mittagspause
13.30 Uhr -15 Uhr Workshops
1."Sportwetten: Lust, Leidenschaft, Sucht?"
Dr. Tobias Hayer UNI Bremen
Der nationale Glücksspielmarkt hat in den letzten Jahren einen tiefgreifenden Wandel vollzogen. In erster Linie fällt in diesem Zusammenhang die Einführung neuer Sportwettangebote mit mannigfaltigen Spielanreizen auf, die sowohl online als auch offline zur Verfügung stehen. Dominierten in der Vergangenheit Produkte wie Toto oder Pferdewetten das Marktgeschehen, locken heutzutage zahlreiche Privatunternehmen mit einer nahezu grenzenlosen Anzahl an Festquotenwetten. Gerade spezielle Wettformen wie das Live-Wetten während noch laufender Sportveranstaltungen bilden hierbei attraktive Spieloptionen mit vergleichsweise hohen Suchtgefahren. Übergeordnetes Ziel des Workshops ist es, in die Welt des Sportwettens einzutauchen und die mit diesem Produkt assoziierten Problemlagen, Gefahrenbereiche und Risikogruppen zu benennen. Hierzu werden zum einen ausgewählte Forschungsbefunde aus dem In- und Ausland referiert, zum anderen kommt es zur Darstellung der Spielanreize aus der Perspektive der Konsumenten. Mit anderen Worten: Neben der Aufbereitung aktueller wissenschaftlicher Befunde soll eine interaktive Live-Demonstration die Attraktivität ausgewählter Spielangebote lebensweltnah veranschaulichen und zur Diskussion anregen.
2. Automatenmanipulation –wie helfe ich meinem Glück auf die Sprünge?
Karsten Proksch, Dipl.-Ing. (FH), Sachverständiger zur Überprüfung von Geldspielgeräten
Der Workshop soll bei den Teilnehmern die Möglichkeiten von Manipulationen im Bereich des gewerblichen Spiels, insbesondere an Geräten mit einer Zulassung nach § 33 i ZewO aufzeigen. An Hand von Manipulationen im Bereich Hard – und Software vor und während des Spieles, sowie bei der Abrechnung sollen den Teilnehmern Möglichkeiten und Grenzen aufgezeigt werden, um dem illegalen Glücksspiel wirkungsvoll zu begegnen. Die Sucht fördernden Aspekte werden dabei mit analysiert.
3. Spielersperren - effektive Prävention oder Alibimaßnahme. Erfahrungen aus Hessen
Daniela Senger-Hoffmann,Landeskoordination Glücksspielsucht, Hessische Landesstelle für Suchtfragen
Hessen hat seit 2014 ein landesweites Sperrsystem für Spielhallen implementiert und nach fast zwei Jahren Laufzeit können die ersten Erfahrungen zum Umgang und zur Nutzung präsentiert werden. Der Workshop bietet die Möglichkeit, sich gemeinsam mit der Referentin inhaltlich zum Thema auseinanderzusetzen und Fragen zur Umsetzung, Wirksamkeit sowie Vor- und Nachteilen von Spielersperren zu diskutieren.
4. In einer Spirale nach oben. Ein Einstieg in den Ausstieg aus problematischem
Glücksspielverhalten
Ingolf Majuntke, Fachstelle für Sucht und Suchtprävention DROBS Leer
Die traditionellen Hilfeangebote erreichen lediglich 3-10% der Zielgruppe (Laging, M., 2009). In Australien wurde in mehreren Studien (u.a. DOWLING & SMITH, 2007) kontrolliertes Spielen als alternatives Behandlungsziel angeboten und von einem Drittel der Betroffenen ausgewählt. Als Gründe wurden der Spaß am Spielen, der Glaube, dass Abstinenz ein unrealistisches, überforderndes Ziel sei sowie der Wunsch, das exzessive Spielen aus eigener Kraft – also ohne Behandlung – zu meistern, angegeben.Die "Spirale nach oben" ist eine Arbeitshilfe, mit der auf der Grundlage des transtheoretischen Modells der Verhaltensänderung von Prochaska und DiClemente die glücksspielende Person in 10 Schritten ihr Problembewusstsein und ihr Glücksspielverhalten verändern kann. Dabei werden (Spiel-)Regeln und die Ziele der Veränderung selbst erarbeitet und ggf. angepasst. Dabei geht nicht zwingend um Abstinenz - der Prozess ist zieloffen. Mit Haltung, Gesprächsstil und evokativem Zugang der motivierenden Gesprächsführung wird die glücksspielende Person zur Selbstreflexion und Fortführung des Veränderungsprozesses motiviert, bis eine Lebensqualität erreicht ist, mit der die Glücksspielerin bzw. der –spieler zufrieden ist.
5. Der mühsame Weg, (wieder) den Cent zu ehren - Geldmanagement bei
Glücksspielsüchtigen - ein unerlässlicher Therapiebaustein
Dipl.-Psych. Julia Feldmann, Bezugstherapeutin - AHG Klinik Schweriner See
In dem Workshop wird auf die Bedeutung des Geldes bei der Entstehung und Aufrechterhaltung des Störungsbildes des pathologischen Glücksspielens eingegangen. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf der Veränderung des problematischen Umgangs mit Geld. Es werden therapeutische Grundstrategien, erlebnisaktivierende Methoden und Grundmethoden der Haushaltsplanung und Schuldenregulierung vorgestellt. Die Teilnehmer erhalten die Möglichkeit, einzelne Übungen im Sinne eines Selbsterfahrungsanteils auszuprobieren.
15 – 15.30 Uhr Kaffeepause
15.30 Uhr -16 Uhr
Cool Down