Sportwetten – wenn der Einsatz zu hoch ist

Bundesweiter Aktionstag Glücksspielsucht am 30.09.2020

Vorliegende Beratungszahlen weisen darauf hin, dass der Anteil an Ratsuchenden in den Suchtberatungsstellen in Mecklenburg-Vorpommern mit einem Sportwettenproblem steigen. Schon jetzt sind 1,25 % der Klient*innen in unseren Suchtberatungsstellen Spieler*innen im Sportwettbüro und online mit bereits 6,25 % an erster Stelle beim Onlineglücksspiel und die Tendenz ist steigend.

Im Bewusstsein vieler Spieler*innen sind Sportwetten kein Glücksspiel. Sie denken, sie können ihr sportliches Fachwissen spielerisch „zu Geld machen“. Entsprechende Werbebotschaften befördern genau diesen Eindruck, so dass viele Sportfans und Glücksspieler*innen der Auffassung sind, dass erfolgreiche Sportwetten fast ausschließlich vom Wissen über den Sport und die jeweilige Liga abhängen.

Was viele nicht wissen: Sportwetten gehören neben dem Automatenspiel zu den Glücksspielen mit dem höchsten Suchtpotential.

„Durch Sportkenntnisse Geld machen zu können, ist ein Irrglaube, dem vor allem viele junge Männer ausgesetzt sind. Darum möchten wir mit Plakaten und CityCards für Thema Sportwetten sensibilisieren“, sagt Birgit Grämke, Landesfachstelle Glücksspielsucht M-V.

Gleichzeitig können Vereine für Ihre Trainer*innen Fortbildungen/Vorträge zum Thema Sportwetten und Glücksspiele allgemein live oder als Webseminar buchen.

Laut Statista wurden im Jahr 2018 in Deutschland insgesamt rund 8,8 Milliarden Euro auf Sportereignisse gewettet. Die Wetteinsätze im deutschen Sportwettenmarkt haben sich damit in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt. Über 7,3 Milliarden Euro, also etwa 95 Prozent der Einsätze, fielen dabei auf private Sportwetten kommerzieller Anbieter, die staatlichen Wettprodukte aus den Toto- und Lotto-Annahmestellen erzielten lediglich einen Marktanteil von rund drei Prozent, Pferdewetten nur etwa zwei Prozent.

Etwa 7 Prozent der Deutschen haben schon mindestens einmal in ihrem Leben eine Sportwette gesetzt, davon haben die meisten ein ODDSET-Spielangebot genutzt, gefolgt von Live-Wetten, die während eines bestimmten Sportereignisses stattfinden und bei der die Quoten dem aktuellen Spielstand angepasst werden. Das Hauptmotiv für die Teilnahme an Sportwetten ist in erster Linie der Geldgewinn, die reine Unterhaltung ist nur für rund 15 Prozent entscheidend.

Wettfirmen investieren viel Geld in Werbung, um das Geschäft anzukurbeln. Bis in die Dritte Liga gibt es fast keinen Verein ohne Wettanbieter als Sponsor.

Früher hat man seinen Tippschein für die Spiele der Fußball-Bundesliga am Wochenende ausgefüllt und gewartet, was passiert. Heute kann man online quasi auf alles tippen: Tennis, Basketball, Cricket. Oder: Wer schießt das erste Tor bei einem HANSA Spiel? Welches Team erzielt den sechsten Punkt im vierten Satz bei einem Volleyballspiel des SSC Palmberg Schwerin?

Häufig fängt es mit Wetten auf die Lieblingsmannschaft oder den Lieblingswettbewerb an. Dann wird die Spielaktivität erweitert und es wird auf andere Mannschaften und Sportarten gesetzt. Aus kleineren Erfolgen werden größere Gewinnsummen. Dementsprechend steigen die Einsätze und auch das finanzielle Risiko. Gleichzeitig entwickelt sich auch ein unaufhaltsamer Drang nach Gewinnen. Besonders gefährlich sind hierbei negative Erfahrungen und Verluste, welche in diesem Stadium nicht zu einer Pause, sondern umgehend zu neuen Einzahlungen führen.

Am Ende ist es den Wettern egal, auf welches Ereignis sie setzen. Hauptsache es kann eine Wette platziert werden. Diese Sportwetter haben ihr Spielverhalten nicht mehr im Griff. Ihre Gedanken kreisen permanent um die nächste Wette oder die Geldbeschaffung dafür. Ein weiteres Symptom ist die sogenannte Dosissteigerung. Es ist wie bei einer Drogensucht: Der Kick wird in immer kürzeren Abständen benötigt, die Einsätze werden höher, es wird riskanter gesetzt.

Betroffene haben häufig Geldprobleme und keine Zeit. Glücksspieler*innen verspielen Geld, das eigentlich für andere Dinge, wie etwa den Urlaub oder die Miete, gedacht waren.
Spielsüchtige beeinflussen das Leben ihrer Familie und Freunde sehr stark. Sie verursachen massive finanzielle Probleme, sie belügen und hintergehen Angehörige und zerstören Vertrauen.

Für viele Angehörige ist es ein Schock, wenn das Kartenhaus aus Lügen zerfällt. Da sind Sparbücher der Kinder geplündert, Hypotheken auf Häuser aufgenommen oder sogar eine Firma insolvent.

In Mecklenburg –Vorpommern gibt es in Schwerin, Rostock, Neubrandenburg und Stralsund Schwerpunktberatungsstellen Glücksspielsucht. Aber Betroffene und Angehörige können sich auch an jede andere Suchtberatungsstelle wenden. Die Beratungsstellen helfen Betroffenen, problematisches Spielverhalten zu erkennen und beraten Angehörige zum Umgang mit Glücksspielsüchtigen kostenfrei. Gleichzeitig wird in Zusammenarbeit mit der Schuldnerberatung auch besprochen, wie die Schulden abgebaut werden können.

Weitere Informationen und Hilfsangebote gibt es unter: www.gluecksspielsucht-mv.de .

Die Plakate können über die Landesfachstelle Glücksspielsucht M-V bestellt werden.

Landesfachstelle Glücksspielsucht MV
Birgit Grämke, Tel.: 0385/7851561, info@gluecksspielsucht-mv.de